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Rede des Vorsitzenden Bernhard Seidel anläßlich der Feier zum 100-jährigen Jubiläum der Vereinigung Adler 1912 e.V. am 21. Januar 2012 im Casino der Berliner Flatow-Sporthalle 




Sehr geehrter Herr Staatssekretär Statzkowski,
sehr geehrter Herr Bezirksstadtrat Dr. Beckers,
sehr geehrter Herr Verbandspräsident Opitz,
sehr geehrter Herr Ossenkopp,
sehr geehrter Herr Uffelmann,
sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Vereinsmitglieder und Freunde,

wie in der Chronik unserer Festschrift beschrieben, wurde unser Verein, die Vereinigung Adler, am 15. Januar 1912 von Schülern der 251. Gemeindeschule am Görlitzer Ufer 2 gegründet, zuerst unter dem Namen „Verein ehemaliger Schüler VeS 251“.  Mit Wanderungen, Vorträgen und diversen sportlichen Betätigungen, z. B. Völkerball und Faustball, wurde die Gemeinschaft gefördert und gefestigt.

Der I. Weltkrieg riß tiefe Wunden in das Vereinsleben. Die Nachkriegsjahre brachten dann der Sportbewegung und dem Verein einen gewaltigen Aufschwung. 1920 wurde der VeS 251 in „Vereinigung Adler 1912“ umbenannt. In dieser Zeit hatte die Leichtathletik viele Höhepunkte. Es wurden Straßen- und Waldläufe mit Erfolg durchgeführt.  Bekannt ist der Komet-Staffellauf, der kleine Potsdam- Berlin-Lauf, die Rund-um-Berlin-Staffel mit jeweils 30 Läufern und der von Adler selbst veranstaltete Lauf „Rund um den Treptower Park“. 1925 wurden 24 Ehrenpreise und zahlreiche Urkunden erlaufen.

Ebenfalls 1925 – Gründung unserer Handballabteilung. Diese erreicht im Jugend- und Erwachsenenbereich ab 1929 bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs sehr viele Erfolge. Aber auch die Leichtathleten hatten in den 1930er Jahren wieder Beachtliches zu vermelden. Zum Beispiel die Teilnahme am internationalen Lauf „Quer durch Berlin“, am Großstaffellauf „Potsdam-Berlin“ und am Lauf „Rund um Friedrichshain“.

Nach 1933 kam es durch politische Einflußnahme und dadurch ausgelöste Querelen innerhalb des Vereins zu großer Unruhe in der Gemeinschaft. Dies hatte viele Austritte zur Folge. Auch lichteten später die Gestellungsbefehle zur Wehrmacht die Reihen der Sportler. Die verbliebenen Frauen und einige wenige unabkömmliche Handwerker hielten dem Verein bis zum Kriegsende die Treue.

Als die Blockade vorbei war, gab es wieder neuen Lebensmut in unserer Stadt. Im August 1949 bekam unser Sportverein die Wiederzulassung auf ihren traditionsreichen Namen „Vereinigung Adler 1912“. Die Urkunde unterschrieb die uns alten Berlinern unvergessene Oberbürgermeisterin Louise Schroeder.

Jetzt ging es wieder los. Kontaktaufnahme des Vereins mit Schulleitern und Lehrern, zum Beispiel mit der 27. Grundschule (Görlitzer Str. 51). Sportbegeisterte Schüler und alte Vereinsmitglieder trafen sich dienstags und freitags auf dem, von der Stadt Berlin zur Verfügung gestellten Platz am Maybachufer. Leichtathletik und Handball stand auf dem Programm. Auch das Tore schleppen, zwei Pfosten, die Latte, Seile und Haken – aber keine Netze – von der Glogauer Turnhalle zum Platz und zurück. 

Dann erinnere ich mich an folgendes: Nach kurzem Lauftraining, das heißt ein paar mal einige Runden um die Aschenbahn, Teilnahme am Großstaffellauf Potsdam-Berlin. Zwei Lastkraftwagen, sprich Kohletransporter, standen vor der Grundschule Görlitzer Str. 51 bereit; wir auch, circa 50 Personen, also rauf auf die Ladefläche, das war vielleicht eng, und so schaukelten wir von Kreuzberg nach Charlottenburg und weiter zu den zugewiesenen Startplätzen. Dann das lange Warten … Die ersten Läufer der Großvereine rannten vorbei, danach noch ein paar … und auch unser grün-weißer Staffelstab! Dieser sprintete mit einem fremden Läufer vorüber! Der Verein Marathon hatte sich weiter vorn vergriffen. So warteten wir wieder, sehr traurig auf unsere Kohletransporter für den Heimweg. Aber das nur mal so nebenbei.

In den 50er Jahren nahmen Schülerinnen, Frauen, Junioren und Männer an Handball-Runden-Spielen in den HVB-Ligen teil. Ende der 1950er Jahre mußte leider die Schülerabteilung wegen Mangel an Führungskräften und Trainern aufgegeben werden. Doch groß war die Freude, als wir Handballer uns die neue Lobeck-Sporthalle einmal in der Woche mit BTV 1850 zum Training teilen durften.

Nach dem Mauerbau waren wir hier in Kreuzberg am Ende der Welt. Nach drei Seiten Stacheldraht: der Bezirk Mitte im Westen, Friedrichshain im Norden mit der Spree und Treptow im Osten mit Flutgraben und Landwehrkanal.

1963 begann eine Vereinsfreundschaft mit SV Süd Braunschweig, die dann bei alljährlichen wechselseitigen Treffen zu Handballspielen und gemütlichem Beisammensein erneuert und vertieft wurde. In späteren Jahren ersetzte dann Kegeln das Handballspielen. Diese Freundschaft besteht im privaten Bereich noch heute.

Ende der 1960er bis weit in die 1970er Jahre hatten wir nur noch eine Männermannschaft, die von Lothar Neitzel zu den Spielen immer wieder zusammengetrommelt werden mußte. Einige wenige Jugendlich nahmen auch am Trainingsbetrieb teil.

1977 wurde unser Handball Wolfgang Lange vom Ersten Vorsitzenden Willi Berger gebeten, das Training der Jugendlichen zu übernehmen. Ab diesem Zeitpunkt ging es wieder voran. In den 1980er Jahren nahmen zeitweilig ein bis zwei Männermannschaften, eine Frauen- und bis zu sieben Jugendmannschaften an den Handballrundenspielen teil. Ausführlich Details sollte man der Chronik entnehmen (die Handballentwicklung von S. 17 – 23). Viele helfende Hände unterstützten Wolfgang und Rosi bei ihrer Vereinsarbeit. Trotzdem waren es zu wenige.

Dank guter Zusammenarbeit mit der Kreuzberger Borsig-Realschule, der Otto-Wels- und der Rosegger-Schule konnten die Jugendmannschaften aufgebaut und gestärkt werden.  Fast jedes Jahr wurden Kleinfeld- und Hallenturniere durchgeführt. Die Organisation lag auch hier in den Händen von Rosi und Wolfgang. Es wurden tolle Siege gefeiert und viele Pokale und Urkunden errungen. Das kann man hier nicht übersehen …

Im Januar 1987 feierten wir im TiB-Casino mit viel Erfolg unser 75-jähriges Vereinsjubiläum. Im sportlichen Bereich gab es diverse Rückschläge zu verkraften. Durch den Weggang vieler alteingesessener Familien aus Kreuzberg gab es Schwierigkeiten im Aufbau und vor allem in der Betreuung unserer Jugendmannschaften. Es fehlten Trainer, Betreuer und Begleiter. Wolfgang und seine Frau Rosi wurden über alle Maßen beansprucht. Das gilt zum Teil auch noch in der heutigen Zeit.

Seit 1989 leitet der etwas veränderte Vorstand die Geschicke des Vereins: 1. Vorsitzender Bernhard Seidel, stellvertretende Vorsitzende und Schriftwart Rosi Lange, Hauptkassierer ist Klaus Andreas, letztlich Wolfgang Lange als Trainer, Jugendleiter, Sportwart und sportlicher Leiter des Vereins. Zusammen haben wir vier zur Zeit genau 300 Jahre auf dem Buckel. Zum Ehrenvorsitzenden wurde Willi Berger gewählt. Er hatte den Vereinsvorsitz 17 Jahre lang inne.

Ende der 1980er und in den 1990er Jahren gab es in unserer Stadt viele Veränderungen. Bei uns: Mitgliederzuwachs aus den Berliner Ostbezirken und dadurch Neuaufbau von Handballmannschaften. Gründung der Freizeitgruppen Volleyball, Basketball, Gymnastik, Turnen, Capoeira und Fußball. Für diese grundlegende Aufbauarbeiten sei hier Dieter Klette nochmals herzlich gedankt.

Neben unserem Vereinsfest zum 80-jährigem Jubiläum 1992, mit unseren Braunschweiger Sportfreunden und dem Bezirksbürgermeister Günter König als Ehrengast, haben wir auch Handballturniere  hier in der Flatow-Sporthalle durchgeführt und diese „Franz-Kartsch-Gedächtnisturniere“ benannt. Franz war von 1949 bis 1969 Vorsitzender unseres Vereins.

In diesen Jahren wurde der Höhepunkt der Jugendarbeit erreicht. Der Mangel an ehrenamtlichen Trainern, Betreuern und Begleitern war so groß wie nie. So mußten wieder nach und nach einige Jugendmannschaften wegen Spieler- und Betreuermangel aufgegeben werden. Hier spielte auch das Desinteresse an geregeltem Training, das soziale Umfeld und die Schwierigkeiten bei der Integration der jungen Menschen eine große Rolle. Die verbliebenen Frauen-, Männer- und Jugendmannschaften kämpften mit wechselndem Erfolg in ihren Spielklassen.

1994 hatten wir unsere Vereinsfreunde vom SV Süd Braunschweig beim 30-jährigem Freundschaftstreffen zu einer Potsdam- und Spreewald-Rundfahrt eingeladen.

Ende der 1990er Jahre und um das Jahr 2000 herum mußte die Jugendarbeit im Handballbereich wegen der schon genannten Schwierigkeiten leider ganz aufgegeben werden.

Wolfgang Lange erhielt 2002 vom Handballverband Berlin für seine langjährige Funktionärsarbeit nach der Silbernen (1999) auch die Goldene Ehrennadel überreicht. Seine bessere Hälfte Rosi wurde mit der Silbernen Ehrennadel ausgezeichnet.

Die Frauen- und Männermannschaft vertritt nun unsere Vereinsfarben im Spielbetrieb beim Handballverband Berlin.

Die Basketballgruppe schließt sich dem Berliner Basketballverband an und nimmt am Ligabetrieb teil.
Die Volleyballer spielten bis 2001 sogar in der Freizeitliga beim Berliner Turnerbund.

Die Capoeira-Abteilung, seit langem unter der Leitung von Juliane Kubicki ist mit der Kinder- und Erwachsengruppe ein fester Bestandteil unseres Vereins. Der Auftritt während der Veranstaltung des Bezirksamtes für verdienstvolle ehrenamtliche Mitarbeiter der Vereine im November 2008 fand großen Beifall.

Unsere beiden Freizeit-Fußballgruppen haben sich prächtig entwickelt und halten, wie es sich gehört, sportlich und kameradschaftlich eng zusammen.

Von unseren 130 Mitgliedern sind die meisten davon in den Gruppen und Mannschaften Woche für Woche aktiv und mit Freude sportlich tätig.

Ich möchte hier an dieser Stelle bei der Feier zum 100-jährigen Bestehen unseres Vereins allen sehr, sehr herzlich danken, die zum Teil schon jahrzehntelang ehrenamtlich und aufopferungsvoll für die Vereinigung Adler tätig waren und sind, vor allem der Sportfamilie Lange. Für den immensen Einsatz auf allen Gebieten der Vereinsarbeit sei Euch hier vom restlichen Vorstand und von allen Sportlern und Vereinsmitgliedern Dank gesagt. Ohne Euch würde es unseren Verein nicht mehr geben.

Mein Dank geht auch an unseren Hauptkassierer Klaus Andreas für seine Arbeit im Finanzbereich. An unseren Beisitzer und Leiter der Basketballgruppe Robert Ruck. An die Leiterin der Volleyballgruppe Uschi Mußhoff. An die Leiterin der Capoeira-Gruppe Juliane Kubicki (Nativa). An die Leiter der Freizeitfußballer Markus Pfeiffer und Jan-Eric Waschmann.

Selbstverständlich danke ich auch den Handballspielerinnen, den Handballspielern, den Schiedsrichtern und Zeitnehmern für Ihren Einsatz im Spielbetrieb.

Allen Sportlern, ob im Leistungs- oder im Freizeitbereich, danke ich für den Einsatz zum Wohle der Vereinigung Adler 1912.

Ganz besonders danke ich auch unserer Uschi Mußhoff und unserem Sebastian Rosche für die mühevolle Arbeit bei der Gestaltung unserer Festschrift.

An dieser Stelle möchte ich die Gelegenheit nutzen, die Vertreter der befreundeten Sportvereine, insbesondere von Turnsport 11 und BTV 1850 ganz herzlich zu grüßen.

Bedanken möchte ich mich auch bei unserem Bezirksamt mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für die langjährige Betreuung, Unterstützung und Zusammenarbeit, insbesondere bei der Abteilung Sportförderung mit Frau Schmelzer, Frau Bohm und dem Leiter der Abteilung, Herrn Ossenkopp.

Zu guter Letzt bedanke ich mich, auch im Namen des Vorstands bei allen, die zum Gelingen der heutigen Feierstunde beigetragen haben.

Ich hoffe, dass sich unsere Mitglieder weiterhin für unsere Vereinigung Adler einsetzen, so dass wir zuversichtlich und gemeinsam die nächsten Jahre anpacken können.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


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